Über Bienen
Die "Sprache" der Honigbiene
Bio-Imker Jürgen Olf, Bienenschwarm
"Ja, wir Bienen sprechen miteinander. Wir geben uns Zeichen, wie weit die Futterstelle vom heimischen Bienenstock entfernt ist. Und in welcher Richtung.
Wir verwenden zur Kommunikation zwei Tänze. Dabei kuscheln wir."
Allgemein
Bienen brauchen zum Überleben eine Futterquelle (Blütenstaub, Pollen). Diese müssen sie rasch finden, bevor andere Bienen die Futterquelle vor ihnen ausbeuten.
Sobald eine Biene eine Futterquelle gefunden hat, signalisiert sie dies im heimischen Bienenstock durch zwei "Tänze", dem "Rundtanz" oder dem "Schwänzeltanz". Dadurch zeigt sie den anderen die Entfernung und die Richtung (entdeckt durch den Nobelpreisträger Karl von Frisch, 1923).
Die Tänze werden innerhalb des Bienenstocks an der senkrechten Wabe ausgeführt. Dort ist es aber dunkel. So muss also die Biene von ihrem optischen Sinn auf ihren Schwere-Sinn umsteigen.
Die Information werden dadurch übertragen, in dem sich die anderen Bienen dicht an die Tänzerin drängen. Zudem nehmen diese durch ihren Geruchsinn auch auf, um welche Art von Futter es sich handelt: Blütenstaub, Pollen, Wasser oder Propolis.
Kontroverse:
Zwischen Randolf Menzel (Zoologe, Neurobiologe,* 1940) und Jürgen Tautz (Verhaltensforscher, Bienenexperte, * 1949) kam es im Jahr 2009 zu einer Diskussion über die Genauigkeit des Schwänzeltanzes. Im Gegensatz zu Menzel behauptet Tautz, dass der Schwänzeltanz ungenau sei und andere Reize die Bienen richtig zu ihrem Ziel bringen.
Wie auch immer, eine besondere Fähigkeit der Informationsweitergabe mittels "Tanzen" dürften die Bienen haben.
Rundtanz
Liegt die Futterquelle bis zu 80-100 Meter im Umkreis vom Bienenstock, dann signalisiert das die Biene mit einem Rundtanz.
Sie läuft dazu in schnellen trippelnden Schritten im Kreis. Zuerst nach links, dann nach rechts, dann wieder links und so fort.
Die Bienen um sie herum beobachten sie und übernehmen die Nachricht.
Schwänzeltanz
Liegt die Futterquelle über ca. 100 Meter entfernt, dann beginnt die Biene mit dem Schwänzeltanz.
Das Tempo des Tanzes zeigt die Entfernung. Je weiter die Futterquelle entfernt ist, desto weniger Schwänzeltänze werden in einer definierten Zeiteinheit durchgeführt.
Zum Beipiel:
100 Meter werden durch 10 Schwänzeltänze in einer 1/4 Minute signalisiert.
500 Meter durch 6 Schwanzeltänze in einer 1/4 Minute usw.
Was aber, wenn sich die Futterquelle nicht am direkten Weg zur Sonne befindet?
Dann wird der Schwänzeltanz um die Grade gedreht, die der Abstand (in Grad) der Quelle zur Sonne beträgt.
Sehen wir uns die Zeichnung an:
Die Futterquelle befindet sich links im Verhältnis zur Sonnenachse um 70 Grad entfernt. Dadurch dreht die Biene auch den Schwänzeltanz in der Wabe um 70 Grad nach links. Nach oben bedeutet hier, dass die Futterstelle in Richtung Sonne liegt. Aber eben um 70 Grad nach links vesetzt.
Tanzt die Biene nach unten, dann bedeutet es 70 Grad entgegen der Sonne auf der Linie von der Wabe zur Futterquelle.
Wie aber wird die Richtung angegeben?
Die Richtung wird bezogen auf den Sonnenstand signalisiert.
Dabei wird der Sonnenstand oben an der Wabe angenommen. Schwänzeltänze nach oben in der Wabe bedeuten, dass sich die Futterquelle genau in der Richtung zur Sonne befindet. Schwänzeltänze nach unten in der Wabe bedeuten, dass sich die Futterquelle entgegen der Sonne in Bezug auf die Wabe befindet.
Was aber, wenn sich zum Beispiel durch den veränderten Sonnenstand der Winkel ändert?
Durch Versuche wurde herausgefunden, dass die Bienen die Fähigkeit haben, die Wanderung der Sonne zu berechnen.
Was aber, wenn plötzlich Seitenwind auftritt?
Sie fliegen schräg zur Windrichtung, um nicht zu stark abzudriften. Dadurch wird aber der Winkel zur Sonne im Bezug auf den Flug der Biene verändert. Da zeigen die Bienen aber eine faszinierende Eigenschaft: Sie können die Abweichung richtig erkennen und zeigen durch Kompensation trotzdem die richtige direkte Richtung an.